Nähtreffen September - Stich für Stich

Warum fährt die Wienerin nach Oberösterreich, zu einem zweitägigen Nähtreffen, bei dem sie niemanden kennt? Gute Frage.
Ich konnts nicht so genau benennen, warum es mich da so hingezogen hat, aber ich wusste, dass ich das für mich tun wollte.
Wie die Leute so sind, weiß man bei so einem Treffen ja erst, wenn man dort ist. Was aber garantiert ist: Nähen in Gesellschaft, keine Unterbrechungen und der Austausch mit anderen Schneiderinnen. Das allein war schon Grund genug es zu wagen.

Und: Ich bereue nichts!
Es war die richtige Entscheidung teilzunehmen.
So liebe Mädels, und so eine tolle Stimmung! Zwei Tage lang das machen, was man am liebsten tut, und sogar noch ein bisserl Zeit für sich haben.

Ich fuhr schon Freitag Nachmittag nach Marchtrenk, um nicht am Samstag Morgen in aller Hergotts Früh aufstehen zu müssen, sind ja doch knapp zwei Stunden Fahrt, und den Stress wollte ich mir einfach ersparen, da ich sowieso ein Morgenmuffel bin.
Untergebracht war ich im eeeHotel, keine fünf Minuten Fußweg vom Veranstaltungsort entfernt. Hätte es nicht so geschüttet, wär ich natürlich zu Fuß gegangen, aber das Wetter war dagegen.
Gleich nach dem Check-In im Hotel und Ablegen meiner Tasche, fuhr ich rüber zum Ort des Geschehens und konnte glücklicherweise schon meine Maschinen aufstellen, da Martina, die Veranstalterin des Treffens und Gründerin des Vereins "Stich für Stich - Verein zum Erhalt der Nähkunst" gerade dort war. Beim ersten Kennenlernen war schon klar: das passt einfach!

So saß ich dann abends noch im Hotelzimmer am Fliesenboden, hab noch ein bisserl was zugeschnitten und mich auf den nächsten Tag gefreut. 

Die Mädels sind der Hit, eine richtig liebe Truppe. Es ist toll, wieder ein paar Leute kennengelernt zu haben, die das selbe Hobby betreiben und auch die Sucht nach Stoffen teilen! (Carina, meine neue Stoffdealerin ;-))
In den zwei Tagen waren wir alle ordentlich fleißig, ich hab insgesamt fünf Teile angefertigt. Nach Langem mal wieder etwas für mich und nach fertigen Schnitten aus dem Internet. Ganz neu für mich, da ich ja in den letzten zehn Jahren alle Schnitte selbst konstruiert hatte. Aber gut, ist auch mal schön, schon einen fertigen Schnitt in der Hand zu haben.

Detailfotos von den einzelnen Teilen gibts dann demnächst.

So sah das bei uns im Marktplatzcenter Marchtrenk aus (das Palette Kunstforum Oberösterreich stellt uns seine Räumlichkeiten zur Verfügung) - Die Fotos sind übrigens von Martina:

Am Sonntag bekamen wir noch Besuch von der lieben Monika Lackner, die BH- und Dessous-Kurse gibt. Und sie kam nicht mit leeren Händen. Zu gewinnen gab es ein Höschen-Nähset! Das Los hat entschieden - Michaela war die glückliche Gewinnerin!

Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf's Novembertreffen freue!

Poland Street & Berwick Street

Ich nutzte die Gelegenheit und fuhr am Nachmittag alleine nochmal in die Berwick Street in das tolle, teure Stoffgeschäft Misan. Letztendlich wurde es der graue Wollstoff mit den Knubbeln. Ich hätt so gern alle drei Stoffe genommen, am Ende wärens eigentlich schon vier verschiedene gewesen, die mir gefallen haben, aber jeder davon kostet wirklich ein kleines Vermögen, und da aus dem Wollstoff ein Kurzmantel für den Winter werden soll, war das wahrscheinlich die sinnvollste Investition. Beim blauen Stoff hatte ich Bedenken, dass er zu empfindlich ist, da man am Material sehr leicht hängen bleiben konnte, und der gummibandartige "Superjersey" war mir mit 78 Pfund pro Meter einfach zu unverschämt teuer. Aber so ein bisschen wehmütig bin ich dennoch, wenn ich an den blauen denke. Aus dem wär ein schönes Kleid geworden.

Am Rückweg wagte ich mich noch in die Poland Street, eine Parallelstraße der Berwick Street, da ich bei Misans aufgeschnappt hatte, dass es wohl auch dort noch ein paar Läden geben sollte.
Also schaute ich auch noch bei MacCulloch & Wallis vorbei, die nicht nur Stoffe, sondern auch ein riesen Angebot an Zubehör und Nähmaschinenkleinteilen haben.

Dort wurde ich dann auch nochmal fündig, ein wunscherschöner, feiner Baumwollstoff mit Flamingo-Aufdruck gehört jetzt mir.
Anbei noch die Stoffe, die ich mir in London gekauft habe. Hund Susi hat sichs zuhause gleich am Wollstoff gemütlich gemacht, als ich ihn abfotografieren wollte.

Shepherd's Bush Market & Goldhawk Road

Während die Männer mal wieder schon am Nachmittag zurück ins Hotel fuhren, machte ich mich allein auf den Weg zur Station Shepherd's Bush Market. 

Ich schlenderte durch den Markt an vielen Ständen mit Stoffen vorbei. Sehr viel Orientalisches, bestickte Samte, afrikanische Stoffe, aber auch viel synthetisches Zeug und Vorhangstoffe. Nichts für mich dabei.
Am Ende des Markts begann aber schon die mir bekannte Goldhawk Road mit den vielen Stoffläden. Leider wiederholte sich hier das Angebot wie beim Shepherd's Bush Market bis auf ein bis zwei Ausnahmen. Aber ich wurde fündig. Ein Baumwollgewebe mit Hühneraufdruck gehört nun mir, ebenso so ein ähnliches Volumen-Netzgewebe, wie es in der Berwick Street gibt, konnte ich ergattern. Trotzdem, ich muss unbedingt nochmal in die Berwick Street und dort Geld lassen...

Hier wieder ein paar Eindrücke aus der Goldhawk Road:

Berwick Street

Der erste Tag unseres 6-tägigen London-Urlaubs! Eigentlich war der Plan nach Ankunft im Hotel, zu Madame Tussauds zu gehen - das dachten sich aber auch gefühlte tausend andere Touristen, also musste ein Notfallplan für Schlechtwetter her.
Da die Männer (Freund, Schwiegerpapa und Freunds bester Kumpel) unschlüssig waren, war meine Entscheidung klar: Stoffe schauen in der Berwick Street!
Die Männer hab ich ein wenig hilflos auf der Strasse stehen gelassen, sie suchten sich ein Lokal aus, warteten geduldig und aßen "Corndogs", während ich einen Stoffladen nach dem anderen durchforstete.

Hier ein paar Eindrücke:

Eine "Kette" auf die man allein in der Berwick Street und Umgebung mehrmals trifft ist "Misan". Misan Fabrics bietet eine riesige Auswahl an hochwertigen Stoffen. Datunter extrem ausgefallene, kreative und verrückte Ledervarianten, die sogar mich als Totes-Tier-Verweigerer ins Schwanken gebracht haben. Natürlich gabs auch Standards und anderes Spezielles. Seide, Kunstleder, beschichtete Stoffe, Wollstoffe und Spitzen. 

Was mir bei Misan, abgesehen von den verrückten Ledervarianten, besonders gut gefallen hat, war ein Stoff namens "Superjersey". 

Vom Griff fühlt er sich an wie ein breites Gummiband, das man in einen Hosen- oder Rockbund einzieht. Er ist aber nicht so steif und dick, hat aber trotzdem Festigkeit und Elastizität. Die Verkäuferin - allesamt übrigens ausgesprochen freundlich und hilfsbereit - hat mir erklärt, dass eine ihrer Kolleginnen daraus Taschen macht, aber auch enge Röcke und Kleider sowie Jacken kann man daraus fertigen. Wirklich interessant!

Was mir noch sehr gut gefallen hat, war ein Wollstoff mit kleinen Knubbel, geeignet für Wintermäntel und ähnliches. Außerdem ein eleganter gewebter Stoff aus dünnem blauen Netz, und besonders witzig fand ich ein mehrlagiges Netzgewebe, das richtig Volumen hat und irgendwie futuristisch wirkt. War aber alles recht teuer, was mir gefallen würde. In den anderen Läden gabs natürlich auch viele tolle Stoffe, aber entweder waren sie wirklich unleistbar und/oder aus Seide und die mag ich auch nicht so besonders.

Also in den nächsten Tagen noch zur Goldhawk Road und zum danebenliegenden Shepherd's Bush Market schauen, was die Läden dort zu bieten haben. Und am Ende muss ich mich dann wohl oder übel für ein oder zwei Traumstoffe entscheiden!